Oberharzer Wasserwirtschaft

Die Wanderung beginnt auf dem Marktplatz in Clausthal.

Marktkirche des Heiligen Geistes

Zuerst besuchen wir die Marktkirche, welche nach einem Großbrand 1634 zwischen 1638 und 1642 neu errichtet worden ist. Das Gebäude besteht vollständig aus Holz und gilt als die größte Holzkirche Deutschlands mit Platz für 2.200 Menschen. Die Kassetten der Decke sind schlicht, dafür ist der geschnitzte Altar umso prächtiger. Viele kleine Details erschließen sich nach und nach. Die Orgel befindet sich direkt hinter dem Altar und wurde 1758 geschaffen. Ein Schüler von Johann Sebastian Bach war damals Organist in dieser Kirche.

Gegenüber der Marktkirche befindet sich eines der Gebäude der Technischen Universität Clausthal. Wir laufen die Schulstraße entlang, bis wir auf den Hauptstraße B242 Richtung Altenau treffen. An der Tankstelle rechter Hand zweigt ein kleiner Pfad ab. Dieser führt ein kurzes Stick parallel zur Straße, biegt dann rechts in Richtung der ersten Teiche ab.

Wasserwirtschaft

Die Bergleute legten ab dem 13. Jahrhundert Teiche und Wassergräben an, um die Wasserräder zur Entwässerung der Gruben anzutreiben. Die Teiche dienten vorrangig der Wasserspeicherung, da in abflußarmen Zeiten sonst nicht genug Wasser zur Verfügung stand.

Alte Teichbauweise

Im Oberharz sind nur Staudämme gebaut worden. Die Heranschaffung von Kalk war zu teuer. Ein weiteres Problem bestand darin, dass kaum natürliches Dichtungsmaterial wie Lehm oder Ton vorhanden war. Die Bergleute dichteten ihre Dämme mit dem sogenannten Rasenhaupt ab. Hierzu formten sie aus Rasensoden unter Zuhilfenahme etwas lehmiger Dammerde (Verwitterungslehm) ein ziegelmauerartiges Gebilde, welches sie sorgfältiog abdichteten. Unter Luftabschluß ist diese Methode durchhaus haltbar. Bis 1714 wurde das Rasenhaupt immer auf der wasserseitigen Dammböschung angeordnet, anfangs sogar ohne die heute überall vorhandene Felsabdeckung.

Um das Wasser planmäßig aus den Teichen entnehmen zu können, wurden als Ablaßeinrichtungen hölzerne Striegelgerenne angelegt. Dies sind aufgeschnittene Baumstämme, die ausgehöhlt und mit einem Deckel verschlossen worden. Die notwendige Verschlußeinrichtung, der Striegelzapfen, wurde in einem Striegelgerüst wasserseitig des Damms angeordnet.

Innerstesprung

Auf 605 Metern über Normalnull entspringt hier das Flüsschen Innerste und fließt nach wenigen Metern in den im 16. Jahrhundert künstlich angelegten Entensumpf. Dies ist die erste von insgesamt 6 Staustufen. Nach 99,7 km mündet sie in die Leine.

Hutthaler Widerwaage

Die Hutthaler Widerwaage ist ein kleines Wasserbecken, welches 1763 erbaut worden ist. Es dient zur sicheren Ein- und Ausleitung in bzw. aus dem Hirschler Teich durch den 780 Meter langen Hutthaler Wasserlauf. Bei gefülltem Hirschler Teich staut dieser in diese Widerwaage zurück. Der zugemauerte Stollen ist der rätselhafte Stollen, wohl ein alter Suchort des Eisensteinbergbaus. Über diesen wurden möglicehrweise Steine zum Bau der Widerwaage und des Wasserlaufs aus einem naheliegenen Steinbruch angefahren.

Schwarzenberger Wasserlauf

Der Schwarzenberger Wasserlauf ist eine unterirdische Grabenverbindung zwischen dem Abflußgebiet der Söse und der Oker. Er ist 730 Meter lang und ersetzte den baufällig gewordenen Polsterberger Wasserlauf, einen 1.230 Meter langen Suchstollen des Eisensteinbergbaus aus dem 17. Jahrhundert. Er war größtenteils durch einen hölzernen Türstockausbau gestützt, der verrrottete, so dass der Stollen einbrach. Heute dient der Stollen Lurchen und Fledermäusen als Quartier.

Polsterberger Hubhaus

Das Gebäude gehörte einst zu den bemerkenswerteste technischen Bauwerken der Oberharzer Wasserwirtschaft. Der unten am Hang entlang geführte Dammgraben ist 1732 bis 1734 angelegt worden, um über ein Gerenne auf seiner Dammkrone die Wasser des Acker- und Bruchberggbeitets über das Tränketal hinweg der Clausthaler Hochfläche als Aufschlagwasser für die Wasserräder der Erzgruben und Pochwerke zuzuführen. Er wurde von Hand mit Spaten, Kiepen und Schubkarren bis zu 16 Meter hoch aufgetrage und erreicht bei einer Länge von 1 Kilometer eine Kronenhöhe von 574 Metern über Normalnull. Es wäre jedoch ein technisch und wirtschaftlich unausführbares Unternehmen gewesen, den Damm so hoch aufzuschütten, dass die ca. 585 Meter hoch gelegenen ertragreichsten Erzgruben Dorothea und Caroline mit Aufschlagwasser für die Wasserräder des obersten 1. Gefälles hätten versorgt werden können.

Aus diesem Grund wurde 1801 das Polsterberger Hubhaus errichtet. In einem unter dem Hubhaus niedergebrachten Schacht wurde das Wasser durch eine Pumpenkunst 18 Meter gehoben und dann über den Tränkegraen dem 588,10 Meter hoch gelegenen Hirschlerteich zugeführt. Zwei Wasserräder im Polstertal lieferten die erforderliche Antriebskraft für due Hubpumpen. Zwei Feldgestänge mit 262 bzw. 531 Metern Länge übertrugen die Kraft der Wasserräder auf die Pumpen im Hubhaus.

Heute ist das Polsterberger Hubhaus eine empfehlenswerte Gaststätte. Hier gibt es selbst gebackenen Kuchen und Kaffee (wenn die Kafffeemaschine nicht wieder defekt ist) sowie eine Auswahl regionaler Speisen.