Antas

Fährt man von Iglesias die SS125 in Richtung Fluminimaggiore, gibt es kurz wenige Kilometer vor Fluminimaggiore einen Abzweig zur archäologischen Stätte von Antas. Das Ticket kostet 4 € pro Person, optional kann man für 5 € auch das Museum "Antike Wassermühle" in Fluminimaggiore besuchen.

Öffnungszeiten Antas
April, Mai, Oktober Juni Juli-September November-März
täglich täglich täglich Dienstag-Sonntag
9:30-17:30 Uhr 9:30-18:30 Uhr 9:30-19:30 Uhr 9:30-16:30 Uhr

Römischer Tempel

Die lateinische Inschrift "Zu Ehren des Imperators Caesar Marcus Aurelius Commodus Antoninus Augustus Pius Felix wurde der Tempel des Gottes Sardus Pater Babi, in der Antike zerstört, wurde von Quinto, Celio oder Produlo restauriert" auf dem, die vier Säulen überragenden, Epistyl bestätigt die Datierung des Tempels auf das 3. Jahrhundert. Die Ausgrabung konnte nur einen kleinen Teil der Besonderheiten des ersten Tempels, welcher von Kaiser Augustus um 38 vor Christus erbaut wurde, herausgefunden werden. Die Historiker beschreiben den Tempel mit Antefixen, die Personen darstellten. Der Tempel war von einer dreieckigen Frontgiebel gekrönt und mit geflügelten Dämonen, Abdeckplatten, Schrägen und Skulpturen geschmückt.

Die heilige Stätte war stark verfallen, als ihre Restaurierung unter der Herrschaft des Imperators Caracalla neu organisiert wurde, was die Inschrift bezeugt. Der Tempel des Sardus Pater erforderte von den Gläubigen den Aufstieg zum Podium über eine große Freitreppe, welche vier Ebenen umfasst. Auf der obersten Ebene erhob sich der Altar, wo nach den Regeln der römischen Rituale die Opfer außerhalb des Tempel dargebracht wurden. Das Podium ist 20 Meter lang und teilt sin in drei Teile: Pronaos, Cella und Adyton.

Der Pronaos ist ungefähr 7 Meter tief, weist eine viersäulige Vorderfront auf. Die Säulen sind ungefähr 8 Meter hoch, sind aus dem hier vorkommenden Kalkstein gefertigt, weisen attische Sockel auf und werden von Kapitellen im ionischen Stil überragt. Diese unterscheiden sich von der kanonischen Form durch das Fehlen des Volutenkanals. Die Säulen sind glatt, weisen keine Rillen auf. Der Boden des Pronaos wurde durch Raubgräber vollkommen zerstört. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurden einige Teile rekonstruiert.

Die Cella bildet den Mittelteil des Tempel. Die großen, an die umlaufenden Wände gelehnten Säulen, stützen die Dachbalken. Der Boden zeigt Teile des Mosaiks, welches die gesamte Fläche bedeckte. Eine Kette paralleler Reihen zeigt ein weißes Band und einen schwarzen Rand, welcher den mittleren Bereich abgrenzte. Die Cella durften ausschließlich die Priester betreten.

An der Grundmauer zur Cella befinden sich zwei Türen, welche in zwei Räume führen, die man als Adyton bezeichnet. Vor den Zugängen befinden sich quadratische Becken, in die über drei Stufen hinabgestiegen werden kann. Die Becken sind mit einer feinen Schicht Kalkputz abgedichtet worden und dienten zum Rückhalten des reinigenden Wassers für die Zeremonien. Einer der Räume barg die Bronzestatue des Sardus Pater, von der ein Finger gefunden wurde. Aus dem Maßen des Fingers geht man von einer ca. 3 Meter großen Statue aus. Man nimmt an, dass sich im anderen Raum die Statue Melkart-Erakle, dem Vater von Sardus, befand.

Die gefunden Votivgaben sind zahlreich: kleine stehende, vollkommene oder zerstörte Bronzestatuen, die Herkules und andere Gottheiten darstellen. Eisenlanzen, 42 Münzen der römischen Republik, 1103 imperiale Münzen aus der Kaiserzeit, zudem eine Bronzetafel mit einer Widmung an Sardus Pater, welche den Hinweis auf den hier praktizierten Kult gegeben hat, wurden ebenfalls gefunden.

Im 4. Jahrhundert wurde die Tempelanlage nicht mehr benutzt, als sich die Christianisierung in den Küstenstädten bereits durchgesetzt hatte.

Nekropole

1984 wurden Ausgrabungen vor dem römischen Tempel vorgenommen. Drei Schachtgräber wurden entdeckt, welche 21 Meter vom römischen Podium entfernt liegen. Wahrscheinlich gehören diese zu einem Friedhof, welcher in der Eisenzeit vom 9. bis zum 8. Jahrhundert vor Christus benutzt wurde. Die Gräber sind zwischen 35 und 68 cm tief und 80 cm Durchmesser. In einem der Gräber wurde eine nackte Bronzefigur entdeckt, welche einen Speer hält. Die Statuette ist dem Gott Sardus Pater, dem Sohn von Herkules, gewidmet, welcher in römischer Zeit verehrt wurde. Dies kann als Ahnenkult interpretiert werden. Die Ereignisse des Sardus Pater wurden weiter erzählt von Generation zu Generation. Der Legende nach, kam Sardus Pater aus Nordafrika, lebte mit den vorhandenen Einwohnern friedlich zusammen. Die Figur könnte möglicherweise die älteste Repräsentation von Sardus Pater-Babay sein und zeigt deutlich den Mythos, der mt der Ahnenfigur des Volkes verbunden ist.

Der Name der Göttlichkeit Babay, in punischer Zeit als Sid Addir Babay und als Sardus Pater Babay in römischer Zeit bekannt, kann der paläo-sardisch oder der nuraghischen Sprache und Kultur zugeordnet werden. Dies Göttlichkeit war so in dem Volk verwurzelt, dass die erfolgreiche Kolonisation der Karthager und Römer dies nicht eliminieren konnten. Stattdessen wurde es ein Teil der neuen Kultur. Die Karthager fügten die nuraghische Göttheit in deren Panteon ein und verschmolzen diese mit deren eigener Gottheit Sid. Die Römer bauten einen neuen Tempel und prägten Münzen mit dem Abbild der Gottheit.

Punischer Tempel

Das karthagische Gebäude wurde gegen Ende des 4. Jahrhunderts vor Christus gebaut und war der punischen Gottheit Sid Addir Babay gewidmet. Die Gottheit personifizierte den heimischen Gott, welcher im nahegelegenen nuraghischen Heiligtum verehrt wurde. Der Bau teilt sich in zwei Phasen auf. Die ältere Phase geht auf das 6. Jahrhundert vor Christus zurück und die Kultstätte bestand nur aus einem einfachen rechteckigen Heiligtum, in dessen Innenbereich ein heiliger Fels als Altar diente, wie die vorgefundenen verbrannten Knochen dokumentieren. Um das 4. Jahrhundert vor Christus erfolgten eine Reihe von Umbauten, welche vor allem die äußeren Verzierungen betrafen. Das Gebiet hat zahlreiche Fragmente von Skulpturen und eine ansehnliche Reihe von Inschriften mit Widmungen (Epigraphe) freigegeben , welche ein unvergleichliches Erbe darstellen. In anderen Orten der punischen Kolonien wurde deutlich weniger gefunden.

Nuraghisches Dorf

Etwa 200 Meter südlich des Tempels von Antas wurden zahlreiche kreisrunde Gebäude aus kleinen Steinen gefunden, die mit Schlammmörtel zementiert wurden, Das Gebiet, das einem unscheinbaren Dort gehört, wird auf das 13. Jahrhundert vor Christus datiert. Das Gebiet wurde lediglich entwaldet, aber bisher nicht weiter untersucht. Sehr relevant für die wirtschaftliche Geschichte des Dorfes sind die Funde von geschmolzenem Blei und Rückstände der Glasverarbeitung. Das Dorf wurde im spätrömischen Zeitalter erneut genutzt. Zwischen den Wohngebäuden und der das Dorf umgebenden geschwungenen Mauer, wurden vier kastenförmige Grabstätten gefunden. In einem der Gräber trug der Verstorbene an seinem linken Ringfinger einen Ring aus Silber und Zinn, der mit einer Schlange verziert war und die lateinische Inschrift: "Ich schenkte Sid Babi 94 Münzen" trug. Hier beginnt auch die römische Straße, welche zur Grotte Su Mannau führt, wo ein Wasserkult zelebriert wurde und sich noch viele Überreste der Öllampen und Votivboote erhalten haben. Für die Grotte ist ein weiteres Ticket nötig.

Römische Steinbrüche

Etwa einen Kilometer entfernt befinden sich mehrere römische Steinbrüche, aus denen der Kalkstein für den Tempelbau gebrochen wurde. Der Kalk ist sehr porös, daher wurden Teile des Tempels verputzt. Die Bearbeitung wurde mit Hammer und Meißel vorgenommen, der Transport der Blöcke wurde wahrscheinlich mit Ochsenkarren bewerkstelligt. In den Steinbrüchen sind noch heute Schnittlinien sichtbar.