Ercolano (Herculaneum)

Von Piazza San Ciro in Portici wendet man sich westwärts die Via Università, die später in die Corso Resina übergeht. Nach ca. 1.5 km steht man direkt vor dem Eingang der Ausgrabung. Es empfiehlt sich, für 20 € eine 3-Tageskarte zu erwerben, die die einmalige Besichtung von Herculaneum, Pompeji, Boscoreale, Oplonti und Stabia innerhalb von 3 Tagen berechtigt.

Blick vom Eingang über Herculaneum
Blick vom Eingang über Herculaneum

Allgemeine Daten und Fakten

Aufbau

Die Gesamtfläche Herculaneums wird auf ungefähr 20 Hektar geschätzt, wovon 4.5 Hektar freigelegt sind. Die Stadt ist von mindestens 3 Ost-West-Achsen (decumani) sowie 5 Nord-Süd-Achsen (cardines) durchzogen. Diese Strassen stehen im rechten Winkel zueinander. An der Ost- sowie der Westseite war Herculaneum von 2 Wildbächen umgeben. Die Flussmündungen bildeten sichere Häfen.

Ausbruch des Vesuv

Am 24. August 79 brach der Vesuv aus. Herculaneum war vorerst nur durch wenige Zentimeter Asche betroffen. In der Nacht raste aber ein Gestein-Gas-Strom hangabwärts und beschädigte die Gebäude nur wenig. Die immense Hitze von ca. 400 Grad Celcius löschte jedoch das gesamte Leben innerhalb von Sekunden aus. Aus den organischen Materialen entwich das Wasser und karbonisierte die Materialen. Daher fand man Skelette, Tücher, Holztüren usw. in relativ gut erhaltenem Zustand. Weitere Ströme verursachten stärkere Schäden und füllten die Gebäude komplett aus. Dadurch blieben viele Häuser inlusive Dächer größtenteils intakt. Eine ca. 20 m dicke Tuffsteinschicht, die beim Abkühlen entstand, konservierte die Stadt.

Ausgrabungen

Die ersten Ausgrabungen begannen schon 1738 und wurden mit Stollentechnik bis 1828, unter freiem Himmel bis 1875 fortgeführt. Ab 1927 wurden die Arbeiten im nördlichen Häuserblock (insula) VI und entlang der Ost-West-Achse decamus maximus fortgesetzt. Später wurde der Bereich des antiken Strandes erforscht und dabei mehrere Hundert Skelette in den Bootshäusern entdeckt. 1982 wurde sogar ein 9 m langes Ruderboot gefunden. Die Arbeiten dauern bis heute an.

Terrazzo di Marcus Nonio Balbus

Neben den Vorstadtthermen befindet sich die Terrasse des Marcus Nonius Balbus mit Grabmal und Standbild desselbigen. Das Grabmal ist mit Marmor verkleidet und mit einer langen Inschrift versehen. Marcus Nonius Balbus war Prätor und Prokonsul der Provinz von Kreta und Kyrene, 32. v. Chr. Volkstribun. Er machte sich um die Stadt verdient. Ihm zu Ehren wurden mindestens 10 Statuen aufgestellt.

Sede degli augustali

Das Priesterkolleg der Augustalen widmete sich dem Kaister Augustus und bot freigelassenen Sklaven, innerhalb der römischen Gesellschaft aufzusteigen. Das Gebäude enthält gut erhaltene Fresken. Dargestellt ist Herkules' Einzug in den Olymp in Begleitung von Zeus mit Juno (Hera) und Minerva (Athene). Eine weitere Freske zeigt den Kampf von Herkules gegen Acheloos. Das Gebäude wurde von den Brüdern A. Lucius Proculus und A. Lucius Iulianus erbaut.

Der rechteckige Grundriss weist Wände auf, die durch 4 Säulen und Blindbögen unterteilt ist. Der Boden ist aus Terrakottaschutt gelegt, im Obergeschoss bilden fischgrätenartig verlegte Backsteine den Bodenbelag.

Casa di nettuno e anfitrite

Das Neptun- und Amphitrite-Haus beinhaltet Glasguss-Wandmosaike. Das Esszimmer (Triklium: man speiste auf von 3 Seiten angeordneten Liegen) ist mit einem Bildnis von Neptun und Amphritrite geschmückt. Ein Nymphäum, verkleidet mit Muscheln, Bimsstein und Glasguss-Wandmosaik, ist ein Nymphenheiligtum. Darüber hängen Theatermasken aus Marmor. Im Hausaltar (Lararium) wurden Marmorplatten mit der Inschrift "gemalt von Alexander von Athen" entdeckt.

Thermopolia und Grande Taberna

Die große Taverne ist mit einem Marmortresen ausgestattet. In diesen waren mehrere große Tongefäße eingelassen waren, die die warmen Speisen enthielten. Es gibt mehrere Lokale in Herculaneum.

Casa del Rilievo di Telefo

Das Haus des Telephos-Reliefs ist das zweitgrößte Gebäude in Herculaneum. Das Gebäude wies eine reiche Skulpturensammlung auf, u.a. das Relief des Telephos. Die Säulen im Innenhof trugen nicht wie üblich die Dachkonstruktion, sondern das Obergeschoss.

Casa dei Cervi

Der Inhaber dieses Gebäudes konnte anhand eines Stempels in einem Brotlaib identifiziert werden. Der ehemalige Sklave Celer wurde kurz vor dem Ausbruch von Q. Granius Verus freigelassen. Die Wände sind im vierten Stil dekoriert, der Fußboden besteht au Marmor. Im Garten wurden Rundtische und Skulpturen gefunden. Im Rundgang um den Garten findet man an den Wänden Darstellungen von Obst, Tieren und Menschen.

Casa del Salone Nero

Das Haus fällt durch die dunklen Fresken auf. Aus einer gefundenen Wachstafel geht hervor, dass Ennychus das Gebäude bewohnte oder verwaltete. Am Eingang sind noch die Türpfosten und ein Teil des Holztores erhalten.

Hafengewölbe

Am ehemaligen antiken Strand befanden sich die Bootshäuser und Hafengewölbe. Hier wurden bei Ausgrabungen ungefähr 300 menschliche Skelette gefunden, die in der Hitze der Aschewolken umgekommen sind. Die Menschen wollten sich am Strand in Sicherheit bringen und wahrscheinlich mit Booten fliehen. Daher hatten viele Münzen und wertvolle Gegenstände bei sich.

Im Sommer 1982 wurde auch ein 9 m langes römisches Ruderschiff gefunden. An Bord fand man weitere Skelette, u.a. auch von einem Soldaten, ausgerüstet mit Koppel, 2 Schwerten, Meißeln und einer Geldbörse. Dieses Boot ist in einem separatem Haus zu besichtigen.

Blick vom antikem Strand über Herculaneum
Blick vom antikem Strand über Herculaneum

Fazit

Ein Teil der Gebäude ist teilweise wiederhergestellt und zu besichtigen. Überall finden sich kleine Details wie Reliefs, Brunnen, Fresken, wunderschöne Fußbodenmosaike und vieles Mehr. Es ist zwar nicht so pomös wie in Pompeji, aber dafür deutlich besser erhalten. Mit etwas Fantasie kann man sich vorstellen, wie die Menschen damals gelebt haben. Mir ist aufgefallen, dass es in vielen Häusern wirklich sehr winzige Räume gibt, vielleicht 1x1 Meter  oder 1x2 Meter groß. Diese waren wahrscheinlich den Dienern zugewiesen.

Auch wenn der Vulkanausbruch für die Menschen damals eine Katastrophe war, so war sie doch für uns ein Glücksfall. Viele Alltagsgegenstände, auch aus organischem Materialien, sind erhalten geblieben. Teilweise funktionieren noch die Türen und Fensterflügel. Ich habe hier nur ein Teil der Gebäude und einige herausragende Details aufgeführt. Es sind auch nicht immer alle Gebäude zu besichtigen, weil in einigen gerade gearbeitet und restauriert wird.

Villa dei Papieri

Etwas abseits von der bisherigen Ausgrabungsstätte befindet sich die Bibliothek, wo man viele Papyrusrollen und Bronzestatuen gefunden hat. Die gefunden Papyrusrollen sind übrigens die einzigsten aus dieser Zeit, die erhalten geblieben sind. Man kann die Statuen im Museum von Neapel besichtigen.