Noto

Ein verheerendens Erbdeben zerstörte am 11. Januar 1693 weite Teile des Südostens Siziliens. Noto wurde nach der Katastrophe ca. 8 km näher an der Küste komplett neu errichtet. Noto ist das prägende Beispiel des Sizilianischen Barocks in der Architektur. Leider ist der Zustand vieler Gebäude nicht sehr gut, gerade kleinere Häuser werden von den Besitzern nicht oder schlecht gepflegt und zerfallen immer weiter.

Ausgehend vom Busbahnhof überqueren wir den Platz und betreten die Barockstadt durch das Porta Reale. Wir schlendern die Via Vittore Emmanuelle entlang, vorbei an Kirchen, Brunnen, dem Rathaus, der Kathedrale und weiteren beeindruckenden Gebäuden. Ein Tag ist nicht ausreichend, um die Stadt komplett zu erkunden.

Die Kirche Chiesa di San Francesco d'Assisi all'Immacolata und das angrenzende ehemalige Franziskanerkloster wurden zwischen 1704 und 1745 nach einem Entwurf der Architekten Vincenzo Sinatra und Rosario Gagliardi errichtet. Es ist eines der eindruckvollsten relogiösen Gebäude von Noto. Der einschiffige Innenraum ist reich an Gemälden und Grabdenkmälern, die Mitgliedern verschiedener Adelsfamilien von Noto gewidmet sind.

Das Rathaus von Noto befindet sich im Palazzo Ducezio, welches nach dem Gründer Stadt benannt wurde. Das Gebäude wurde 1746 von Vincenzo Sinatra aus Noto nach dem Vorbild einiger französischer Paläste aus dem 17. Jahrhundert entworfen, aber erst 1830 fertiggestellt. Das zweite Stockwerk wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom Architekten Francesco La Grassa errichtet. Die konvexe Fassade zeichnet sich durch zwanzig Bögen aus, die im unteren Teil von Säulen mit ionischen Kapitellen getragen werden, und durch dreizehn rechteckige Fenster im oberen Teil. Im Inneren ist der Spiegelsaal bemerkenswert, ein eiförmiger Saal, der mit Möbeln im Stil von Ludwig XV. und großen Spiegeln des Künstlers Sebastiano Dugo aus Avola ausgestattet ist. Im Gewölbe des Saals befindet sich La Fondazione di Neas, ein neoklassizistisches Fresko des Malers Antonio Mazza, das die Gründung von Noto durch den sizilianischen Führer Ducezio darstellt.

Die Kirche Chiesa di Santa Chiara wurde von Rosario Gagliardi in den Jahren um 1730 entworfen, 1758 fertiggestellt und an das angrenzende Benedektiner Kloster Monastero Benedettino del Santissimo Crocifisso (heute ein Museum) angebaut. Der zentrale Grundriss ist elliptisch, nach dem Vorbild der römischen elliptischen Kirchen, die zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert erbaut wurden. Die Kirche wurde 2006 von dem Ingenieurbüro Stancanelli-Russo aus Catania und dem Architekten Giovanni Amandorla aus Palermo umfassend restauriert.

Ursprünglich war das einzige Portal der Kirche dasjenige, das sich am Corso Vittorio Emanuele befand; gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde aufgrund von Bauarbeiten am Corso ein weiteres an der Seite der Via Pier Capponi hinzugefügt. Nach Abschluss der Bauarbeiten wurde jedoch eine erhebliche Absenkung des Straßenbelags festgestellt, wodurch das ursprüngliche Portal unbrauchbar wurde. Heute ist der einzige Zugang zur Kirche über die Via Pier Capponi möglich.

Der architektonische Barockstil ist im Inneren am deutlichsten an den zahlreichen Stuck- und Puttenverzierungen zu erkennen. An den zwölf Säulen im Inneren befinden sich Apostelstatuen des Dekorateurs und Stuckateurs Basile. Der rechte Altar beherbergt das Altarbild des Malers Salvatore Lo Forte aus Palermo von 1854, das die Heiligen Benedikt und Scholastika darstellt. Der linke Altar beherbergt eine Marmor-Madonna mit Kind aus dem 16. Jahrhundert, die Antonello Gagini zugeschrieben wird.

Die Kirche Chiesa di San Domenico ist eines der bedeutendsten und am besten erhaltenen Beispiele für die Barockarchitektur von Noto. Die Kirche wurde zwischen 1703 und 1727 von dem Architekten Rosario Gagliardi als Konvent der Dominikaner, die bereits im alten Noto ansässig waren, errichtet. Die Fassade weist zwei Ordnungen auf, die erste dorisch, die zweite ionisch, während der mittlere Teil in konvexer Form zur Straße hin vorspringt.

Die Kirche Chiesa del Santissimo Crocifisso ist die zweitgrößte Kirche in Noto; sie wurde von Rosario Gagliardi in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts entworfen.Die unvollendete Fassade erhebt sich auf einer kurzen Treppe, die ebenso geradlinig ist wie der Rest der Fassade. Die Fensterrose wurde vor kurzem rekonstruiert, um ein weiteres Stockwerk des Giebels durch ein kleines Fenster aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu ersetzen. Die Kuppel wurde um 1901 errichtet und einige Jahre später als Benediktinerkuppel eingeweiht. Zu beiden Seiten des Haupteingangs standen bis vor kurzem Löwen römischen Ursprungs, die heute im Inneren der Kirche aufbewahrt werden.

Das Innere besteht aus drei Schiffen, von denen die kleineren mit Marmoraltären geschmückt und mit kleinen Kuppeln bedeckt sind. Im rechten Kopf des Querschiffs befindet sich ein großes Marmorwerk, das aus Noto Antica geborgen wurde, die Madonna Bianca von Francesco Laurana. Im linken Seitenschiff befindet sich eine große Kapelle, die der Familie Landolina, die fein mit Stuck und Fresken verziert ist und in Farben wie Rosa und Hellblau gehalten ist, die im Rest der Kirche nicht vorkommen. Diese Kapelle beherbergt ein weiteres wichtiges Objekt, den Schrein mit dem heiligen Dorn. In der Apsis befindet sich das goldene Kreuz, das 1746 von V. Rotondo nach Entwürfen von Gagliardi angefertigt wurde. In der Mitte dieses Kreuzes befindet sich ein kleiner Schrein, der ein in Noto Antica gefundenes und dem Heiligen Lukas zugeschriebenes Holzgemälde mit einer Christusdarstellung enthält.