Die Hochzeit
Um 8 Uhr werden wir von Vicky geweckt, um halb zehn wollten wir
eigentlich
losfahren.
Denn heute ist der große Tag von Harminder und Palwinder.
Wir frühstücken in aller Ruhe, da Pami erst später kommen kann.
In Nordindien gibt es sogenannte "Heiratspaläste", das sind extra
Häuser, in denen die Hochzeiten abgehalten werden.
Im Januar und Februar sind die Temperaturen hier gut auszuhalten,
deswegen
finden fast alle Hochzeiten in diesen beiden Monaten statt.
Die Zeremonie
Es beginnt mit der Begrüßung.
Jeweils ein männliches Mitglied jeder Familie überreichen dem anderen
eine
Blumengirlande und schwenken Geldscheine über dem Kopf des anderen.
Dies soll Glück bringen.
Während dieses Aktes rennen Kellner mit kalten Getränken und kleinen
Snacks
umher.
Da ich aber gerade erst gefrühstückt habe, trinke ich nur eine
Kleinigkeit.
Bevor das Brautpaar in den Saal darf, muss es ein Band durchschneiden,
welches
den Eingang versperrt und die Wächter des Bandes mit Geldscheinen
besänftigen.
In der Halle sind überall Tische aufgebaut.
Es gibt Unmengen zu essen und zu trinken.
Überall flitzen Kellner umher.
Ich habe den Eindruck, jede Hochzeit hier ist nur ein riesiges Essen.
Nach der "Vorspeise" gehen die engsten Familienmitglieder in den
Tempel, wo der offizielle Teil der Hochzeit abgehalten wird.
Ich vermute, dass es etwa ähnlich wie das kirchliche Ja-Wort im
Christentum
ablaufen wird.
Als die Vermählten von dem Tempel wiederkommen, wird die Hochzeitstorte
präsentiert.
Ein dreistöckige Cremetorte, extrem süß.
Die beiden müssen nun mehrere Stücke aus der Torte schneiden, und
Familienmitgliedern überreichen und sich dabei fotografieren lassen.
Der Rest der Torte wird an die Gäste verteilt.
Kurz danach beginnt eine Aufführung von traditionelle Tänzen der Region
inklusive Musik.
Da die Musik aber dermassen laut ist, dass einem die Ohren wegfliegen,
gehe
ich nach draussen und relaxe etwas.
Keine zwei Minuten später, und ich werde angesprochen.
Von Papadi, einem Koch, den ich mal in Berlin kennengelernt habe.
Die Welt ist wirklich klein.
Wir unterhalten uns, ich erfahre, dass er jetzt auch verheiratet ist,
aber nicht
mehr in Berlin wohnt.
Gegen halb sechs leer sich langsam der Saal.
Immerhin waren schätzungsweise 500-600 Leute anwesend, was für hiesige
Verhältnisse aber wenig ist.
Das Paar wird von der Kapelle zum Auto hinausbegleitet.
Unter einem Münzhagel steigt es in die Limousine ein und fährt los.
Sobald die Rupienmünzen zu Boden fallen, stürmen die Bettelkinder
herbei, und
versuchen, so viele wie möglich zu ergattern.
Die Armut ist in Indien ein alltägliches Problem.
Sie ist überall zu sehen, wird nicht versteckt.
Es gibt hier unglaublich reiche Menschen, und sehr viele, sehr arme.